Einen verengten Karpaltunnel am Handgelenk spüren Betroffene bis in die Fingerspitzen, aber eine OP kann helfen.
Oft beginnt es in der Nacht: Die Finger fühlen sich taub an oder schmerzen sogar. Tagsüber fällt es den Betroffenen immer schwerer, mit Kraft zuzupacken. „Wenn diese Symptome an den ersten drei Fingern einer Hand auftreten, also an Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger, dann ist es fast immer ein Karpaltunnelsyndrom“, sagt Dr. Robert Weindl, der in der Chirurgischen Gemeinschaftspraxis Solingen unter anderem auf Handchirurgie spezialisiert ist.
Durch den Karpaltunnel am Handgelenk verläuft neben Sehnen nämlich der Mittelnerv, der eben diese Finger versorgt. Ist der Karpaltunnel verengt, kann Druck auf den Nerv entstehen. Die Folgen sind neben Schmerzen Schwierigkeiten bei Bewegungen. „Das kann durch einen Knochenbruch passieren, aber auch durch Durchblutungsveränderungen beispielsweise bei Diabetes, durch Rheuma oder durch einen Tumor“, sagt Weindl. Eine weitere häufige Ursache sei die Sehnenscheidenentzündung. „Wird sie nicht rechtzeitig behandelt, schwillt die Sehne an und nimmt mehr Raum im Karpaltunnel ein“, erklärt der Chirurg. Für den Mittelnerv bleibe nicht genug Platz.
In den allermeisten Fällen lässt sich jedoch die genaue Ursache nicht festlegen.
Die Diagnose wird durch einen Neurologen gesichert, der die Leitgeschwindigkeit der Nerven misst. Ist sie am Handgelenk herabgesetzt, ist der Tunnel verengt und muss evtl.durch eine Operation erweitert werden.
Bei einer Therapie des Karpaltunnelsyndroms gehe es daher darum, wieder mehr Platz zu schaffen. Eine Sehnenscheidenentzündung werde zum Beispiel zunächst durch kühlen, entzündungshemmende Salben und Tabletten, eventuell sogar Cortison-Spritzen behandelt, in der Hoffnung, die Sehne so zum Abschwellen zu bringen. Parallel wird das Handgelenk vor allem nachts ruhig gestellt, damit der Betroffene die Hand nicht unbewusst abknickt und so weiteren Druck ausübt. Dies ist aber in der Regel nur bei jüngeren Patienten sinnvoll, bei denen die Sehnenscheidenentzündung tatsächlich auch durch eine Überlastung enstanden ist.
Falls die Behandlung nicht anschlägt oder eine andere Ursache den Tunnel verengt, rät Weindl zur Operation. „In den meisten Fällen führen wir sie minimal-invasiv, d.h. in einer abgewandelten Schlüssellochtechnik, durch, brauchen also nur ein oder zwei kleine Schnitte, für die Instrumente.“ Dabei durchtrennt Weindl das Dach des Tunnels, das nur aus Bindegewebe, besteht, dem so genannten Karpalband. „Dadurch reicht der Platz wieder aus. Zusätzlich entfernen wir eventuelle Verklebungen.“ Vier bis sechs Wochen Schonung müssten anschließend sein, und viele Patienten könnten etwas weniger kraftvoll zupacken, weil mit dem durchtrennten Karpalband die Stabilität des Handgelenks leicht abnimmt. „Dafür verschwinden die Schmerzen in der Regel fast sofort“, sagt Weindl.